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Historia interculturalis |
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Interkulturelle
Geschichte der Wissenschaft |
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Last update: 21.02.2015 |
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Interkultureller Transfer von Wissen, Wissenschaft und Technik |
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1a.
Orientierung und Bibliographie 1b.
Internetlinks |
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2. Alchemie – Die okkulten
Praktiken des dunklen europäischen Mittelalters oder reale arabische
Wissenschaft? von Melina
Hermsen |
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3. Die Bedeutung des Wissens- und
Techniktransfers oder Die Globalisierung seit dem Mittelalter im
Aufbau von Wolfgang
Geiger |
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Cf. W. Geiger, Geschichte und Weltbild, sowie Interkulturelle Geschichte und monokulturelles Weltbild, dazu die
>>Abstracts |
„Während das mittelalterliche
Europa sich weitgehend naturwissenschaftlicher Forschung enthielt, blühte
zumal die Astronomie im Nahen Osten, in Nordafrika und im maurischen Spanien.
Islamische Gelehrte leisteten so auch die Vermittlung zwischen Antike und
Renaissance.“ Owen
Gingerich, 1986 (siehe
unten). Der interkulturelle Austausch von Wissen,
Wissenschaft und Technik ist eine Konstante der Weltgeschichte und hat
insbesondere über das Mittelalter hinweg Europa zu dem gemacht, was es werden
konnte. Die Globalisierung ist keine Erscheinung der jüngsten Zeit, sondern
hat nur in ihren technischen Möglichkeiten eine neue Dimension erreicht. Die
Welt war immer schon global, d.h. mit einander verbunden, und interkulturelle
Geschichte fand immer schon statt. Umgekehrt herum formuliert: „Unsere
Geschichte“ ist gar nicht nur unsere
Geschichte, es gibt gar keine europäische
Geschichte im dem allgemein verstanden Sinne, d.h. eine Geschichte Europas,
die sich nur dem Genius der Europäer selbst verdankte. Die europäische
Geschichte ist eine Geschichte, die nie ohne die ständige Beziehung nach
außen existierte, weil Europa weder geographisch noch historisch ein
abgeschlossener Kontinent ist. Und sein Ausgriff auf die Welt im Zeitalter
des Kolonialismus wäre ohne diesen Wissenstransfer aus dem Osten nicht
möglich gewesen: Die Karavelle (ein aus dem Arabischen entlehntes Wort) mit
Steuerruder am Heck und dem sog. „Lateinersegel“ stammte aus China, ebenso
wie der Kompass; die Navigation nach den Gestirnen mit Astrolabium und
anderen Instrumenten aus dem arabisch-islamischen Raum; das Papier des
Bordbuchs, in das Kolumbus schrieb, ebenso wie die Grundlagen des Buchdrucks
waren ebenfalls aus China stammende Erfindungen, so wie last but not least das Schießpulver, dessen Gebrauch die Europäer
so perfektionierten. Schon die Vorstellung einer „europäischen“
Antike im zivilisatorischen Gegensatz zu Asien ist ein Mythos, ebenso wie der
der „Renaissance“ als Wiederentdeckung der antiken Schriften durch
byzantinische Gelehrte, die vor der türkischen Eroberung nach Italien flohen.
Die antike griechische Wissenschaft entstand vielmehr auch damals schon im
engen Kontakt mit Ägypten sowie v.a. dem Vorderen Orient, wovon nicht zuletzt
die Transformation der phönizischen in die griechische Schrift ein Zeugnis
ablegt. Auf dieser erst im Aufbau befindlichen Seite
werden die wichtigsten Aspekte des Wissenstransfers dargestellt werden. Zuvorderst sei jedoch an dieser Stelle auf die
Zeitschrift für die Geschichte der arabisch-islamischen
Wissenschaften hingewiesen sowie auf die umfangreichen Veröffentlichungen
und die Website des Instituts für Geschichte der Arabisch-Islamischen
Wissenschaften der Universität Frankfurt a.M., die auch
Abbildungen der Exponate online zur Verfügung stellt. Als wichtigste
Veröffentlichung sei hier vorab erwähnt: Fuat Sezgin: Wissenschaft und Technik im Islam, 5
Bände, Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften an der
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, 2003. |
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Bibliographische Orientierung |
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Im Folgenden
werden hier eine Reihe gängiger bzw. wichtiger Titel zur
Wissenschaftsgeschichte und zum Wissenstransfer vorgestellt. Weitere Angaben zum
allgemeineren Kontext der interkulturellen Begegnung, auch Internet-Links,
finden sich auch auf der Seite von Historia Interculturalis zum Islam. |
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Quellen, Ausstellungskataloge u.ä. [Alhazen:] “Abhandlung über das Licht
von Ibn al-Haitam”, herausgegeben und übersetzt von J. Baarmann, in: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen
Gesellschaft Bd. 36 (1882), S. 195-237. Alhazens
Optik war Grundlage für die Erfindung bzw. Weiterentwicklung der Linse und
führte zur Erfindung der Brille. Al-Biruni: In den Gärten der Wissenschaft. Ausgewählte Texte aus den Werken des
muslimischen Universalgelehrten, herausgegeben, übersetzt und erläutert
von Gotthard Strohmaier, Leipzig: Reclam, 2002. Siehe dazu auch unten. Fuat Sezgin: Wissenschaft und Technik im Islam, 4 Bände, Frankfurt a.M.: Institut
für die Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften an der
Goethe-Universität, 2003. >
Institut für Geschichte der Arabisch-Islamischen
Wissenschaften >>igaiw Umfassender Katalog von
Bildmaterial (Instrumente, bildliche Darstellungen) mit Erklärungen. Manoun Fansa (Hg.): Ex oriente lux? Wege der neuzeitlichen Wissenschaft. Begleitband zur
Sonderausstellung im Augusteum Oldenburg, Oldenburg (Landesmuseum für Natur
und Mensch) / Mainz: Ph. von Zabern, 2009 Umfangreiches Bildmaterial aus
der Begegnung zwischen Antike und Orient, Orient und Okzident, vom dem
einiges kompetenzorientierend eingesetzt werden kann, Problem: Farbbilder;
einiges wenige kann auch schwarzweiß verwendet werden. Zahlreiche Hinweise auf Textquellen. Samuel Sadaune: Inventions et découvertes au Moyen Age dans le monde, Nantes :
Ouest-France, 2006. Ähnlich wie oben (M. Fansa). Darunter: Papier und Buchdruck,
Brille… Sekundärliteratur mit Verweisen auf
Originaltexte: Thematisch ausgewählt wurden Werke, die sich mit dem Wissens-
und Wissenschaftstransfer befassen, wobei die Handelsbeziehungen zwangsläufig
gestreift werden. Die weit umfangreicheren Untersuchungen nur zu den
Handelsbeziehungen, Reisen usw. wurden hier jedoch nicht berücksichtigt,
ebenso wie die – gleichwohl wichtigen – Themen rund um die Geographie. Berücksichtigt wurden prioritär Publikationen, die von ihrer
Art her auch auszugsweise als Sekundärquelle für den Unterricht dienen
könnten. Needham, Joseph: Science and Civilisation in China, Cambridge Univ. Press, 1954- /
Wissenschaft und Zivilisation in China,
Bd. 1, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1984 (es liegt nur der erste Band vor). Darunter insbesondere: Joseph Needham: Science and Civilisation in China, VOL. IV: Physics and Physical Technology. Pt. 3:
Civil Engineering and Nautics.
Joseph Needham, with the collaboration of Wang Ling and Lu Gwei-djen,
Cambridge Univ. Press, 1971. Needham, Joseph: Wissenschaftlicher Universalismus. Über Bedeutung und Besonderheit
der chinesischen Wissenschaft, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1977. Mit umfangreichen
Quellenangaben, auch zu persisch-arabischen Quellen. [Mao
Yisheng (Hg.)]: Das Wissen der alten
Chinesen. 4000 Jahre Entdeckungen und Erfindungen, herausgegeben vom
Institut für Geschichte der Naturwissenschaften der Chinesischen Akademie der
Wissenschaften, Basel: Birkhäuser, 1989, Düsseldorf: Albatros, 2001. [Peking
1978, englischsprachige Ausg. 1983]. al-Khalili,
Jim: Im Haus der Weisheit. Die
arabischen Wissenschaften als Fundament unserer Kultur, Frankfurt a.M.: S.
Fischer, 2011. Borgolte,
Michael / Tischler, Matthias M. (Hg.):
Transkulturelle Verflechtungen im
mittelalterlichen Jahrtausend. Europa, Ostasien, Afrika, Darmstadt: WBG,
2012, darin v.a.: Daniel G. König: „Ausstrahlung – transkulturelle Datenmigration
– Dokumentation“, S. 207-240. Borst;
Arno: Computus. Zeit und Zahl in der
Geschichte Europas, Berlin: Wagenbach, 1990, 32014. Fleischer,
Georg-Michael: Ritter auf dem Meer. Seemacht und Seewesen zur Zeit der
Kreuzzüge, Darmstadt/Mainz: Ph. Von Zabern, 2011. Freely, John: Platon in Bagdad. Wie das Wissen der Antike zurück nach Europa kam, Stuttgart: Klett-Cotta,
2012. Freely, John: Aristoteles in Oxford. Wie das finstere Mittelalter die moderne Wissenschaft
begründete,
Stuttgart: Klett-Cotta, 2014. Frugoni, Chiara: Le Moyen Age sur le bout du nez. Lunettes, boutons et autres
inventions médiévales, Paris : Les Belles Lettres, 2011. Enzyklopädisch-essayistisch, wissenschaftliche Referenzen,
Abschnitte über Buch und Buchdruck und Brille. Mit einigen Abbildungen. Gericke,
Helmuth: Mathematik in Antike und
Orient / Mathematik im Abendland von den römischen Feldmessern bis zu
Descartes, zwei Bände in einem Band, Wiesbaden: Fourier, 1992; Erstausg.
In zwei Bänden: Heidelberg: Springer, 1984 und 1990. Die umfassendste Darstellung der Geschichte der Mathematik und
damit verbundener Wissenschaften (Astronomie), enzyklopädisch
fachwissenschaftlich bis ins Detail (Berechnungen), einige Abbildungen. Gingerich,
Owen: „Die islamische Periode der Astronomie“, in: Spektrum der Wissenschaft (Scientific
American) April 1986, S. 100-109. Spektrum der
Wissenschaft
– Dossier 4/06: Astronomie vor Galilei, 2006. Glick; Thomas F.: Islamic and Christian Spain in the early
Middle Ages. Comparative Perspectives on social and cultural formation,
Princeton Univ. Press, 1979; http://libro.uca.edu/ics/emspain.htm, v.a. chap. 7/8: Technology / Science. Hunke;
Sigrid: Allahs Sonne über dem
Abendland. Unser arabisches Erbe, Stuttgart: DVA, 1960, Frankfurt a.M.: Fischer
TB, 2001. Jacquart, Danielle: L’épopée de la science arabe, Paris :
Découvertes Gallimard, 2005 Enzyklopädisch, mit zahleichen Abbildungen. Jankrift,
Kay Peter: Europa und der Orient im
Mittelalter, Darmstadt: WBG, 2007. Mit der einen oder anderen brauchbaren Abbildung, z.B. Wolfram
von Eschenbach als Vermittler zwischen einem Kreuzfahrer, einem Juden und
einem Muslim, S. 81. Thema Interkultureller
Wissenstransfer S. 94-122. Malamut, Elisabeth / Querfelli, Mohamed
(Hg.): Les échanges en Méditerranée
médiévale, Presses Universitaires de Provence, Aix-Marseille, 2012. V.a.
über den Handel, einige Abb. McClellan;
James E. / Dorn; Harold: Werkzeuge und Wissen. Naturwissenschaft
und Technik in der Weltgeschichte, Hamburg (Rogner & Bernhard) /
Frankfurt a.M.: Zweitausendeins, 2001. Enzyklopädisch, interessante Erklärungen, z.B. warum der
Buchdruck, aber nicht die beweglichen Lettern in China erfunden wurden, S.
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Karl: Naturwissenschaften im
Kulturvergleich. Europa – Islam – China. Frankfurt a.M.: Harri Deutsch,
2006. Weitere wissenschaftliche Literatur von
Bedeutung : F.
Wüstenfeld : Die Übersetzungen
arabischer Werke in das Lateinische seit dem XI. Jahrhundert, Göttingen
1877. |
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Institut
für Geschichte der Arabisch-Islamischen Wissenschaften Website
des Instituts der Universität Frankfurt und des angeschlossenen Museums in
der Westendstr. 69. Zahlreiche der 8oo Exponate sind auf der Website
ausgestellt. |
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Der Starry
Messenger des Department of History and Philosophy of Science of the
University of Cambridge stellt den
interkulturellen Zusammenhang der Wissenschaftsgeschichte mit zahlreichen
Abbildungen dar. |
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Die
US
National Library of Medicine stellt auf ihrer Website ein Archiv
von Abbildungen aus mittelalterlichen arabisch-islamischen Büchern ins Netz,
nicht nur die Medizin betreffend, sondern im weiteren naturwissenschaftlichen
Kontext. |
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About MuslimHeritage.com : “MuslimHeritage.com, a unique online Education Community, that brings
together Muslims and Non-Muslims seeking to advance Civilisation through the
study of Muslim Heritage. Pioneered by the Foundation for Science Technology
and Civilisation (FSTC Limited) in the Zusammen mit der
nachfolgenden Website die umfangreichste mir bekannte Darstellung der
europäisch-islamischen Interdependenz in der Geschichte von Zivilisation und
Wissenschaft. |
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Muslim
Scientists and Islamic Civilization Zusammen mit der
vorher genannten die umfassendste Website zur Geschichte der islamischen
Wissenschaft und ihres Einflusses auf Europa, begründet von Dr. A. Zahoor
(GB). Leider gibt es kein vernünftiges Impressum der Site.
Sie erhielt jedoch den „Britannica Internet Guide Award: Awarded to this web
site in February 2000: Rated as one of the best on the Internet for aquality,
accuracy of content, presentation and usability.” |
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Wird ergänzt... |
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* Studentin am Seminar für Didaktik der
Geschichte der Universität Frankfurt a.M. © M. Hermsen, März 2008. |
Die okkulten Praktiken des dunklen europäischen
Mittelalters oder reale arabische Wissenschaft? von Melina Hermsen* |
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1
Einleitung
Die Chemie ist eine
sehr kontrovers diskutierte
Wissenschaft. Zum Einen ist sie modern und erleichtert uns in vielen
Aspekten das Leben, zum Anderen hat sie auch ihre negativen Seiten, wie z. B.
Umweltverschmutzung. Viele Vorurteile und Streitpunkte entstehen dabei durch
die Unwissenheit der Diskutierenden. Aber nicht nur die „aktuelle“ Chemie hat
mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, sondern auch die Geschichte der Chemie und
vor allem die Alchemie. Allgemein wird die Alchemie als etwas unheimliches,
okkultes und magisches betrachtet, dass gegenüber der modernen Chemie
rückständig und unwissenschaftlich war. Außerdem hat man, wenn von der
Alchemie gesprochen wird, meist das späte europäische Mittelalter oder die
sehr frühe Neuzeit vor Augen. Das dies ein verzerrtes Bild der Alchemie und
ihrer Geschichte ist möchte ich mit dieser Arbeit zeigen. Der Fokus liegt
dabei auf der arabischen Wissenschaft „Alchemie“ und ihrer Entstehung. Für die Betrachtung
möchte ich als erstes ein Lehrbuch der Chemie und ein Geschichtslexikon auf
ihre Sicht zur Alchemie, mit besonderem Augenmerk auf der Rolle der Araber
bei der Entstehung der Alchemie hin, betrachten und vergleichen. Dafür werde
ich den Abschnitt aus dem Lehrbuch der Chemie, da er kürzer ist, Satz für
Satz auf den Inhalt hin prüfen und mit dem Lexikonartikel vergleichen. Danach
beschreibe ich, welche weiterführenden Informationen fehlen oder durch den
Lexikonartikel abgedeckt werden, dabei beschränke ich mich jedoch auf den
Abschnitt I. Theorie und Entwicklung, da die Einbeziehung der anderen vier
Kapitel den Rahmen der Arbeit sprengen würde. Auf die Buchkritik
folgt die historisch-wissenschaftliche Analyse des Themas arabische
Wissenschaften, zum Teil am Beispiel der Alchemie. Die dafür notwendige
Literatur bietet jedoch einige Hindernisse, da sie recht dürftig ist. Es ist
sehr schwer zum Thema Alchemie wissenschaftliche Literatur zu finden, die
sich mit den arabischen Einflüssen beschäftigt. Ein Großteil der Literatur
sind Romane oder beschäftigen sich mit den okkultistischen,
parapsychologischen oder religiösen Aspekten der Alchemie. Die wenige
Literatur die sich der Geschichte der Alchemie widmen haben ihren Schwerpunkt
meist im Europa des 12. bis 17. Jahrhunderts. |
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[1] E.
Mortimer, Chemie : das Basiswissen der Chemie, 1996, S. 3f. Die folgenden
Zitate beziehen sich, wenn nicht anders ausgezeichnet, auf diese
Literaturstelle. [2] J. Telle, Alchemie. In: Lexikon des Mittelalters
Bd. 1., Aachen bis Bettelordenskirchen, S. 330. [3] J. Telle,
S. 330. [4]
J. Telle, S. 330. |
2
Hauptteil
2.1
Lehrbuchkritik
Für die
Lehrbuchkritik habe ich zum Einen das Lehrbuch, Chemie : das Basiswissen der
Chemie, von E. Mortimer [1] vorliegen, das im Folgenden als Mortimer
bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um ein Chemielehrbuch, das als
Standardwerk in den ersten zwei Semestern des Chemiestudiums, bezogen sowohl
auf den Lehramts-, wie auch auf Bachelor- oder Diplomstudiengang, betrachtet
werden kann. Es muss festgehalten werden, dass es keine Bibliographie oder
Literaturverweise enthält, es ist dabei keine Ausnahme im Vergleich mit
anderen Chemielehrbüchern, im Vergleich zu wissenschaftlicher Literatur aus
dem geschichtlichen Bereich ist dies jedoch ungewöhnlich. Zum Anderen liegt
ein Artikel aus dem Lexikon des Mittelalters vor, dieses Lexikon ist das
Standardnachschlagewerk zum Thema Mittelalter. Der Artikel zur Alchemie ist,
wie jeder Artikel in dem Lexikon, mit einem ausführlichen
Literaturverzeichnis versehen. Der Abschnitt über
die Alchemie im Mortimer ist im Vergleich zum Lexikoneintrag recht kurz, aber
für ein Chemielehrbuch relativ stark an geschichtlichen Fakten orientiert. Es
handelt sich dabei um einen Abschnitt innerhalb der Einleitung in dem die
Geschichte der Chemie beschrieben wird. Alchemie (300 vor bis 1650 nach Christus). Für die Alchemie
wird dabei der Zeitraum von „300 vor Christus bis 1650 nach Christus“
festgelegt, jedoch ohne die Grenzen zu begründen. Die Grenzen an sich stimmen
mit dem Aufkommen der Protowissenschaften überein, zu dem auch die Alchemie
gehört, da der Begriff Alchemie jedoch arabisch ist und erst um das 800 Jahrhundert nach Christus herum geprägt
wird, ist diese Aussage ein wenig ungenau. Im Lexikon des Mittelalters
hingegen wird kein zeitlicher Rahmen abgesteckt, was damit zusammenhängen
könnte, dass das Lexikon des Mittelalters eben nur den Zeitraum Mittelalter,
d. h. grob von 500-1500 nach Christus, umfasst und die Alchemie fast während
dem gesamten Zeitraum zu finden ist. Aus
den Zusammentreffen der griechischen Philosophie und den Handwerkskünsten
Ägyptens erwuchs in Alexandria die Alchemie. Das Lexikon des
Mittelalter sagt hier ähnliches. Dort sind es nicht nur die ägyptischen
Handwerkskünste aus denen die Alchemie erwächst, sondern im Allgemeinen
Handwerkskünste. Dafür wird im Lexikon die Philosophie als vorsokratisch und
aristotelisch spezifiziert und Alexandria als hellenistische Kultur
umschrieben.[2] Prinzipiell kann man an dieser Stelle sagen, dass die
Aussagen grob gleich sind, im Mortimer jedoch für Nichthistoriker vereinfacht
wurden, dadurch leidet die Aussage des Satzes ein wenig. In
Büchern aus Alexandria (den ältesten bekannten Schriften über chemische
Themen) finden sich Diagramme chemischer Apparaturen und Beschreibungen von
Laboroperationen wie Destillation und Kristallisation. Ein dominantes
Interesse der Alchemisten war die Stoffumwandlung der metallischen
Grundstoffe wie Eisen und Blei in das Edelmetall Gold. Sie glaubten, Metalle
könnten durch Veränderung ihrer Eigenschaften (vor allem der Farbe) verändert
werden. Sie glaubten an die Existenz eines wirkungsvollen Umwandlungsargens,
später Stein der Weisen genannt, welches in kleiner Menge die
gewünschten Veränderungen in Gang setzen würde. Die Aussagen sind
soweit richtig und finden sich auch im Lexikon wieder, wobei dort die
chemischen Begriffe Destillation und Kristallisation fehlen, die Beschreibung
der Interessen ansonsten jedoch etwas ausführlicher ist.[3] Im
7. Jahrhundert nach Christus eroberten die Araber die Zentren der
hellenistischen Kultur in Ägypten, und die Alchemie ging in ihre Hand über. Hier zeigt sich zum
ersten Mal der Einfluss der Araber auf die Alchemie, wobei der Satz recht
reißerisch wirkt und impliziert, dass die Araber sich die Alchemie mit Gewalt
angeeignet haben. Es vermittelt ein relativ negatives Bild von den Arabern
als Eroberer. Auch mit den folgenden Sätzen wird dieses Bild nicht richtig gestellt
und beschreibt in keinster Weise die Fortschritte, die durch die Araber in
der Alchemie gemacht wurden. Die
griechischen Texte wurden ins arabische übersetzt. Die Araber nannten den
Stein der Weisen El-ksir (Elixier). Diese Sätze
vermitteln den Eindruck als hätten die Araber die Alchemie erobert und
übersetzt, ohne sie zu verstehen oder weiter zu führen. Jedoch verweist der
Mortimer darauf, dass man von den arabischen Einflüssen auch in unserer
modernen Sprache noch Spuren finden kann. Sie
glaubten, damit könne man nicht nur Metalle veredeln, sondern auch
Krankheiten heilen. Mit dieser Aussage
wird der Eindruck noch verschärft. Die Aussage ist zwar richtig, aber der
Autor stellt es so dar, dass nur die Araber an das falsche geglaubt haben. Im
vorigen Absatz über die Umwandlung von Stoffen war noch von Interesse die
Rede und die Aussage war prinzipiell wertfrei. Hier ist dies jedoch nicht
mehr der Fall, der Satz enthält eine negative Wertung. Dies zusammen mit den
Aussagen, die in den Sätzen vorher getroffen wurden, werden die Araber hier
nicht als die wissenschaftliche Hochkultur dargestellt, die sie waren und
ihre Leistungen für die Chemie werden hier auf ein Minimum reduziert. Ganz
Anders liegt der Fall im Lexikon des Mittelalters, hier werden die Araber
zwar auch nur sehr knapp erwähnt, es wird hierbei jedoch betont, dass sie die
praktischen und theoretischen Zweige der Alchemie entscheidend weiter
entwickelten.[4] Daneben bleiben jedoch die Übersetzungen der griechischen
Texte und die Überreste in unserer Sprache vollkommen unerwähnt. Das
Ziel Gold herzustellen und ein Lebenselixier zu finden das Menschen
unsterblich machen würde, blieb über Jahrhunderte das Hauptanliegen der
Alchemie. |
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[5] J. Telle,
S. 330. [6] J.
Telle, S. 330. [7] J. Telle,
S. 330. [8] J. Telle,
S. 329. |
Die Hauptanliegen
der Alchemie, die hier beschrieben werden sind die, die heute jedem bekannt
sind und entsprechen dem Bild der Alchemie, das heute in der Öffentlichkeit vorherrscht.
Dieses ist jedoch beschränkt und einseitig. Das Lexikon des Mittelalters
bemüht sich hierbei um Vollständigkeit, aber in einem so kurzen Kapitel ist
das, denke ich, nicht erreichbar.[5] Prinzipiell sind aber die Anliegen der
Alchemie und der modernen Chemie nicht so verschieden und in einem Chemiebuch
hätte darauf verwiesen werden können. Im
12.-13. Jahrhundert fand durch die Übersetzung arabischer Schriften ins
Lateinische die Alchemie allmählich Einzug in Europa. Nicht nur durch die
Übersetzung von arabischen Texten, auch von griechischen Texten und durch
arabische und jüdische Gelehrte blühte die Alchemie in Europa auf. Hier wird
jedoch vernachlässigt, dass auch vorher schon Alchemie in Europa existierte,
diese jedoch nur von Wenigen und nicht so erfolgreich wie bei den Arabern
praktiziert wurde. Dadurch wird Europa im Mittelalter als rückständig
beschrieben, auch dieses Bild vom frühen Mittelalter ist eines das in der
Öffentlichkeit vorherrscht. Im Lexikon des Mittelalters wird die Rezeption
der arabischen Alchemie durch die Europäer ähnlich dargestellt,[6] wenn auch
etwas ausführlicher als im Mortimer. Die
meisten Übersetzungen erfolgten in Spanien, wo sich die maurische Kultur
etabliert hatte. Die Übersetzungen
starten zwar in Spanien, es wird jedoch in vielen europäischen Ländern
übersetzt, führend sind neben Spanien vor allem England und Italien. Dieser
Aspekt wird vom Lexikon des Mittelalters genauso kurz und unvollständig
behandelt.[7] Neben der
ausführlicheren Behandlung einzelner Aspekte der Alchemie beschreibt das
Lexikon einen Aspekt der Alchemie, den ich, vor allem mit dem Blick auf die
arabischen Einflüsse, im Mortimer schmerzlich vermisse, die arabische
Herkunft des Wortes Alchemie. Im Hinblick auf die Vorurteile die der Alchemie
anhaften soll hier noch erwähnt werden, dass das Lexikon des Mittelalters zu
Anfang feststellt, dass die Begriffe Alchemie und Chemie im Mittelalter
gleichberechtigt genutzt wurden.[8] Zusammenfassend
kann gesagt werden, dass sowohl der Mortimer, wie auch das Lexikon des
Mittelalters die Rolle der Araber nur in Ansätzen beleuchtet. Das Vorurteil
der wilden Araber ist vor allem im Mortimer zu erkennen. Im Lexikon des
Mittelalters werden die arabischen und europäischen Einflüsse auf die
Alchemie zwar dargestellt, die Gewichtung der arabischen zur europäischen
Alchemie stimmt jedoch nicht mit den Leistungen überein. So werden die vier
Jahrhunderte arabische Alchemie mit zwei Sätzen abgehandelt, während den vier
Jahrhunderten europäischer Alchemie fast eine ganze Seite gewidmet werden.
Dieses Missverhältnis ist sehr auffällig und ein Zeichen für das verzerrte
Bild, das wir von den Arabern und der Alchemie haben. Im Folgenden will ich
die oben kritisierten Punkte etwas genauer beleuchten. |
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[9] K. Wulff, Naturwissenschaften im Kulturvergleich :
Europa - Islam – China, 2006, S. 7. [10] F. Rex, Grundlegende Beiträge der arabischen
Wissenschaft zum Werdegang von Physik und Chemie. In: H. Balmer, B. Glaus
(Hg.), Die Blütezeit der arabischen Wissenschaft, 1990, S.114ff. Ϊ11] K. Wulff, 2006, S. 66. [12] Ebd. S. 72. [13] Ebd. S. 253 [14] F.
Rex, 1990, S. 109. Und: W. M. Watt,
Der Einfluss des Islam auf das europäische Mittelalter, 2001, 50. [15] K. Wulff, 2006, S. 254. [16] F. Rex,
1990, S. 109. Und: K. Wulff, Gibt es einen naturwissenschaftlichen
Universalismus? : ein Kulturvergleich zwischen China, Europa und dem Islam,
1998, S. 40f. [17] K. Wulff, 2006, S.254. Und: W. M. Watt, 2001, 51. [18] K. Wulff, 2006, S.253f. [19] G. Endress, Der arabische Aristoteles und die
Einheit der Wissenschaft im Islam. In: H. Balmer, B. Glaus (Hg.), Die
Blütezeit der arabischen Wissenschaft, 1990, S. 7. [20] K. Wulff, 2006, S.245, 253. |
2.2
Historisch-Wissenschaftliche
Analyse
2.2.1
Der Weg der
Wissenschaften zu den Arabern
Es kann davon
ausgegangen werden, dass die Naturwissenschaften im antiken Griechenland um
500 vor Christus entstanden, dabei wurde Wissen der Ägypter, Babylonier und
Perser mit der neu aufkommenden Philosophie zu einer Naturphilosophie verbunden.[9]
Es bestand jedoch weiterhin eine Trennung zwischen der handwerklichen Praxis,
die rein praktisch und empirisch ist, wie z. B. Metallurgie,
Färben, Gerben, und den naturphilosophischen Konstrukten, die reine Theorien
auf sehr hohem Niveau sind, wie z. B. Urstoff, Atom- und
Elementenlehre. [10] Durch die Feldzüge
Alexanders des Großen breitet sich die griechische Kultur und damit auch die
griechische Wissenschaft aus. Sie vermischt sich mit der vorhandenen Kultur
im Orient und bildet eine neue, die hellenistische, Kultur. Dabei bleibt,
auch über den Tod Alexanders und die Aufteilung seines Reiches hinaus, die
Amts- und Wissenschaftssprache griechisch. Eine besondere Rolle spielt dabei
Alexandria und die große Bibliothek, hier werden nicht nur die Werke der
griechischen Naturphilosophen gesammelt, sondern auch großzügig durch
Herrscher gefördert. Dadurch entwickelt sich Alexandria zu einem
wissenschaftlichen Zentrum, wobei der Fortschritt der Wissenschaften jedoch
stagniert.[11] Durch die
Ausbreitung der Araber und folglich auch des Islams wird im
7. Jahrhundert der Vordere Orient und Ägypten arabisch und damit auch
die Wissenschaften, die dort verwahrt und gepflegt werden.[12] Diese
Eroberung wurde von einem Teil der Bevölkerung, z. B. den Nestorianern, als
eine Art Befreiung betrachtet, da die Araber die Religionsfreiheit
zuließen.[13] 2.2.2
Die arabischen
Wissenschaften
Zu Beginn der
arabischen Wissenschaften im 7. Jahrhundert bleibt griechisch auch in den
arabischen Gebieten die Amts- und Wissenschaftssprache. Daher werden die
Texte der griechischen Philosophen auf griechisch gelesen. Nachdem die
Hauptschule für Wissenschaften von Alexandria nach Syrien verlegt wird, wird
ein Teil der griechischen Literatur ins Syrische übersetzt. Erst als ab Ende
des 8. Jahrhunderts arabisch zur Wissenschaftssprache wird, werden diese Texte, zunächst aus dem
Syrischen, dann direkt aus dem Griechischen, ins Arabische übersetzt.[14]
Aber nicht nur hellenistische Texte, sondern auch indische und chinesische
werden übersetzt und finden damit ihren Aufnahme in die arabischen
Wissenschaften.[15] Arabisch eignet sich besonders gut als
Wissenschaftssprache, da sie Ausdrucksstärker und flexibler, was neue
Begriffe und Nuancen betrifft, ist.[16] Zu Anfang werden
die Text wortgetreu übersetzt und verlieren dabei jeden Sinnzusammenhang.
Erst unter Hunayn ibn Ishaq (*809 - †877) und seinen Schülern wird die
sinngetreue Übersetzung praktiziert. Dazu versuchen sie den Sinn des Textes
zu verstehen, um diesen dann im Arabischen sinngetreu wieder zu geben. Einen
großen Anteil an dieser Entwicklung haben arabische Christen, wie die
Nestorianer und nicht-arabische Muslime aus den eroberten Gebieten, da sie
häufig mehrere Sprachen beherrschen und dadurch prädestiniert für
Übersetzungsarbeit sind.[17] Unter Abu Bishr Matta (*870 - †940) beginnt die
letzte Phase der Übersetzung, dabei wird der Text nicht nur sinngetreu
wiedergegeben, sondern dazu noch einer Textkritik unterzogen.[18] An den
verschiedenen Phasen der Übersetzung von Texten ins Arabische kann ein Wandel
im Umgang mit den Wissenschaften erkannt werden. Die fremdsprachigen Texte
werden zu Anfang aus Interesse übersetzt und bewahrt. Die Auseinandersetzung
mit dem Inhalt der Texte folgt später, dabei wird dieser jedoch nicht
reflektiert, sondern assimiliert. Erst in der dritten Phase werden die Texte
kritische betrachtet, dadurch kann es zu einer Weiterentwicklung von Theorien
und einem Fortschritt in der Wissenschaft kommen. Der Höhepunkt der
Übersetzungen ist unter dem Kalifen al-Ma'mūn (813-833), noch stärker
als die anderen Abbassidenherrscher fördert er die Übersetzung der
fremdsprachigen Texte. Dabei begnügt er sich nicht mit den Texten, die in
seinen eigenen Bibliotheken zur Verfügung stehen, sondern schickt auch
Gesandte nach Byzanz, um weitere griechische Texte zu erwerben. 830 nach
Christus baut er die, von seinem Vater Harun ar-Rašid gegründete,
wissenschaftliche Bibliothek zu dem Haus der Weisheit (Bayt al-Hikmah) aus.[19]
Dieses beherbergt neben der Bibliothek auch eine Akademie und ist der Ort an
dem die meisten Texte übersetzt werden.[20] |
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[21]
Ebd S.254. [22]
S. Hunke, Allahs Sonne über dem Abendland : unser arabisches Erbe, 2001, S.
181f. [23] F. Rex, 1990, S. 116. [24] W. M. Watt, 2001, S.
59f. |
2.2.3
Errungenschaften
der Araber am Beispiel der Alchemie
Aber nicht nur in
der Weiterentwicklung von Theorien liegt der große Verdienst der Araber für
die Wissenschaften. Zum Einen
systematisieren sie die Wissenschaften, die sie von den Griechen übernehmen
und ordnen sie in ein Schema ein, das alle Wissenschaften verbindet. Zum
Anderen beziehen sie auch chinesische und indische Erkenntnisse mit in ihre
Wissenschaften ein. Dadurch wird der arabische Raum zu einem Schmelztiegel
der Wissenschaften.[21] Ein weiterer
wichtiger Punkt ist die Trennung des übersinnlich Mythischen von der
Wissenschaft und die damit einhergehende Rationalisierung. Um die
Beliebigkeit aus der Wissenschaft zu entfernen werden des Weiteren Methoden
entwickelt, die das planmäßige Beobachten unter künstlichen Bedingungen
zulassen. Dadurch wurden Beobachtungen planbar, reproduzierbar, variabel und
kontrollierbar - ein großer Schritt auf dem Weg zu den modernen Naturwissenschaften.[22] Speziell bei der
Alchemie, aber auch bei anderen Naturwissenschaften, verbinden die Araber die
zwei scheinbar unvereinbaren Stränge handwerkliche Empirie und
naturphilosophische Theorie. Sie erschaffen damit eine vollkommen neue Art
von Wissenschaft, mit Hilfe derer aus Experimenten und Beobachtung Theorien
entwickelt werden können, welche die praktische Arbeit und das Handwerk
beeinflussen.[23] Dabei sind die Fragestellungen der Alchemisten und die
Methoden, wie sie zu neuen Erkenntnissen versuchen zu kommen, denen der
modernen Chemie nicht so unähnlich. Auch die Apparaturen, wie die zur
Destillation, sind leicht abgewandelt auch heute noch in Benutzung.[24] |
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[25]
E. Serauky, Im Glanze Allahs : die arabische Kulturwelt und Europa, 2004, S.
17. [26] K.
Wulff, 2006, S.270. [27] E.
Serauky, 2004, S. 37. Und: K. Wulff, 2006, S.270. |
2.2.4
Bedingungen für
den Fortschritt arabischer Wissenschaften
2.2.4.1
Papier
Ein großer Vorteil
der Araber und ein gewichtiger Grund für den schnellen Fortschritt der
Wissenschaften im arabischen Raum ist das Papier. Ab dem 8. Jahrhundert
werden die Techniken der Papierherstellung von den Chinesen übernommen,
dadurch steht den Arabern ein Schreibmaterial zur Verfügung, dass dem
Pergament gegenüber viele Vorteile hat. Pergament, wie es im Mittelalter auch
in Europa benutzt wird, wird von dem Schriftsteller Amr b. Bahr al-Ğāhiz zum Einen als sehr feuchtigkeitsempfindlich bezeichnet, d. h. erhöhte
Luftfeuchtigkeit kann ausreichen, dass Pergament vollkommen zerstört wird, da
es schrumpft und in seinen Urzustand zurückkehrt. Zum Anderen beschwert er
sich über die Harten Kanten und das Gewicht. Auch Häute, die ebenso als Schreibmittel
verwendet werden, empfindet er als unpraktisch, da sie schlecht riechen, eine
uneben Oberfläche haben, die Tinte nicht zuverlässig bindet, so wie ebenso
schwer und feuchtigkeitsempfindlich wie Pergament sind. Des Weiteren sind
weder Pergament noch Häute fälschungssicher, da Schrift einfach abgekratzt
und durch neue ersetzen werden kann. Bei Papier hinterlässt das Abkratzen
Spuren, wodurch ein Fälschungsversuch nicht unbemerkt bleibt. Dazu kommt
noch, dass Papier wesentlich schneller und preiswerter hergestellt und auf
die speziellen Wünsche und Bedürfnisse der einzelnen Schreiber angepasst
werden kann.[25] 2.2.4.2
Universitäten und
Bildung
Die Lehre findet im
arabischen Raum an vielen Orten statt und ist nicht nur rein theoretisch
geprägt. Schon früh werden in Hospitälern nicht nur Kranke geheilt sondern
auch Wissenschaftler ausgebildet und dementsprechend speziell Medizin, aber
auch andere Wissenschaften, wie z. B. Alchemie und Mathematik, die eng mit
der Medizin verknüpft sind, gelehrt. Auch in Moscheen wird nicht nur die
spezielle Astronomie, die sich beispielsweise mit der korrekten Ausrichtung
der Gebetsteppiche nach Mekka beschäftigt, sondern auch die fremden
Wissenschaften gelehrt. Dazu kommen noch Akademien und Privatlehrer. Dadurch
und weil die Bildung nicht an die Religion gebunden ist, steht die Bildung im
Vergleich zu Europa einem viel größeren Kreis an Menschen zur Verfügung. 2.2.4.3
Publikationskultur
Im Gegensatz zu
Europa wird im arabischen Raum ein Buch nicht nur durch die Abschrift einiger
weniger Gelehrten vervielfältigt. Neue Bücher werden publiziert indem sie von
dem Verfasser an öffentlichen Plätzen, wie z. B. Moscheen, diktiert werden.
Danach liest einer der Zuhörer seine Mitschrift vor und der Autor bringt
Korrekturen an, die wiederum von allen Zuhörern übernommen werden. Er
autorisierte diese Abschriften in dem er sie im Anschluss signiert. Diese
Abschriften können dann mit dem gleichen Verfahren weiterpubliziert werden.
Dadurch können wesentlich mehr Abschriften in kurzer Zeit gemacht und die
Fehler innerhalb einer Abschrift verringert werden. Auch können dadurch nicht
nur die Worte an sich kopiert, sondern auch der Sinn dahinter präziser
weitergegeben werden. Dazu kommt noch, dass in den Abschriften die einzelnen
Schritte der Verbreitung festgehalten und dadurch leichter nachvollzogen
werden können.[26] Durch die schnelle
Verbreitung und die niedrigen Kosten für Bücher, entsteht eine Vielzahl neuer
Publikationen, diese werden in großen Bibliotheken, die zum Teil öffentlich,
und somit nicht nur einer privilegierten Oberschicht zugänglich sind,
gesammelt. Dort finden sich nicht nur die alten griechischen, anderen
fremdsprachlichen Texte und ihre Übersetzungen, sondern auch neuere Bücher.
Außerdem steht dort die Nutzung von Schreibmaterial, wie Papier und Tusche,
den Nutzern frei zur Verfügung.[27] |
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[28]
K. Wulff, 2006, S.287. Und: W. M. Watt, 2001, S. 81f. [29] M. Zonta, The Jewish
Mediation in the Transmission of Arabo-Islamic Science and Philosophy to the
latin Middle Ages. Historical Overview and Perspectives
of Research. In: A. Speer, L. Wegener (Hg.), Wissen über Grenzen : arabisches
Wissen und lateinisches Mittelalter, 2006, S. 89. [30] K.
Wulff, 2006, S.287, 292. Und: W. M. Watt, 2001, 81f. |
2.2.5
Der Weg der
Wissenschaften von den Arabern nach Europa
Als im 12.
Jahrhundert das Interesse an Philosophie und Naturwissenschaften stieg,
beginnt die Suche nach den griechischen Wurzeln. Dabei wird auch nach
griechischem Kulturgut und Wissen gesucht, dass im Laufe des Mittelalters in
Europa verloren gegangen ist. Vieles davon befindet sich in arabischen
Bibliotheken, zum Teil als original griechische Texte, zum Teil jedoch nur
noch in der arabischen Übersetzung. An den Berührungspunkten der christlichen
und der islamischen Welt, wie z. B. im islamischen Spanien oder in den
Gebieten der Kreuzzüge, kommt es zu einem regen Kultur- und Wissensaustausch
und damit auch ein Austausch von Texten und Büchern. Auf der Suche nach
ihren Wurzeln werden nun für Christen diese antiken griechischen und auch die
arabischen Texte übersetzt.[28] Dabei tragen jüdische Gelehrte einen großen
Anteil an diesem Austausch, durch z. B. Handel gibt es viele jüdische
Gelehrte die mehrere Sprache, vorwiegend Latein und Arabisch, sprechen und
dadurch prädestiniert für die Vermittlung zwischen Islam und Christentum
sind.[29] Die Übersetzung von
Texten nimmt ihren Anfang in Spanien, breitet sich jedoch rasch über Italien
nach England und Zentraleuropa aus. Da die Übersetzer jedoch häufig nicht
verstehen was sie übersetzen, kommt es, wie im 8. Jahrhundert im arabischen
Raum, zu unsinnigen oder sinnfreien Texten. Trotzdem wurde viel wichtiges
Wissen nach Europa getragen, wie z. B. Stoffkunde und Laborgeräte,
sowie Methoden und Standardverfahren, so dass sich auf dieser Basis eine
europäische Alchemie entwickeln konnte, die wiederum das Fundament unserer
modernen Chemie bildet.[30] |
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[31] E. Serauky, 2004, S. 151. [32] E. Serauky, 2004, S. 151-154. [33] E. Serauky, 2004, S. 155f. [34] E. Serauky, 2004, S. 157f. [35] S. Hunke, 2001, S. 38, 181-184. Und: K. Wulff,
2006, S.278. |
2.2.6
Niedergang der
Wissenschaften im arabischen Raum
Der Zeitpunkt des
Niedergangs der Wissenschaften im arabischen Raum lässt sich nicht klar definieren.
Festgestellt werden kann jedoch, dass in den arabische Wissenschaften ab dem
12. Jahrhundert der Fortschritt stagniert, während die Wissenschaft in Europa
anfängt aufzublühen.[31] Ein Phänomen das
festgestellt werden kann, ist die zunehmende Abwendung der islamischen
Wissenschaften von den empirischen Erkenntnissen und zunehmender Hinwendung
zu fragwürdigen Interpretationen und fachlicher Unkenntnis. Diese werden z.
B. in Form von Weissagungen auch dem Volk mitgeteilt und führen durch Nicht-Eintreten
dazu, dass die Wissenschaft ihre Glaubwürdigkeit und das Volk das Interesse
verliert.[32] Es kann beobachtet
werden, dass das Interesse an neuen Erkenntnissen und damit das Verfassen von
wissenschaftlichen Texten erlahmt. Dem gegenüber steht der Aufschwung der
Lyrik, leichten Poesie und ähnlichen Textformen, die vor allem der
Unterhaltung dienen.[33] Ein Grund dafür
könnte sein, dass die griechischen Wissenschaften immer eine fremde Wissenschaft
blieben. Es war nicht möglich dieses rationale, fremde Denken nachhaltig im
Islam zu verankern. Dazu kommen äußere Faktoren, vor allem wirtschaftliche,
die den Niedergang der Wissenschaften beeinflussen. Mit den Kreuzzügen und
diversen anderen kriegerischen Auseinandersetzungen kommt es zu einer neu
Fokussierung innerhalb der arabischen Welt, die hier als Gesamtes aufgefasst
wird, da im Prinzip der gesamte arabische Raum davon beeinflusst wird. Auch
während der kriegerischen Auseinandersetzungen wird die Kultur
subventioniert, doch werden jetzt vor allem Architektur und die
unterhaltenden Künste gefordert und gefördert. Den Wissenschaftlern die
benötigt werden, vor allem Ärzte, wird die Gesamtsituation zu gefährlich, da
sie nun nicht mehr in ihrer Abgeschiedenheit ihren Theorien nachhängen
können, sondern mit in belagerte und eroberte Städte ziehen müssen, um dort
vor Ort zu helfen. Die Wissenschaftler an der Schule geraten immer häufiger
zwischen die Fronten, da rivalisierende Gruppierungen häufig Bibliotheken,
Moscheen und Bildungsstätten versuchen in ihre Gewalt zu bringen, besetzen
oder zerstören, damit sie der Gegner nicht bekommt. Dadurch geht ein Großteil
des Wissens, in Form von Büchern und Gelehrten, verloren. Daneben versiegen
die finanziellen Unterstützungen der Wissenschaften und ein großer Anteil der
Gelehrten und Gebildeten verliert dadurch die Existenzgrundlage und muss sich
neue Erwerbsmöglichkeiten suchen.[34] 2.2.7
Spuren des
arabischen Einflusses in der modernen Wissenschaft
Noch heute finden
sich viele Spuren der Araber in den modernen Wissenschaften. In der Chemie
beispielsweise hat nicht nur die Wissenschaft an sich einen arabischen Namen,
sondern auch manche chemischen Elemente oder Verbindungen, wie Amalgam,
Natron, Antimon, und Kalium. Außerdem werden heute noch viele Glasgeräte und
Apparaturen benutzt die so oder in leicht veränderter Form schon in
alchemistischen Schriften zu finden sind. Aber auch in unseren alltäglichen
unwissenschaftlichen Wortschatz haben arabische Wörter Einzug gehalten, wie
Alkohol, Azur, Benzin, Droge, Elixier und Lack.[35] |
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3
Fazit
Im Großen und
Ganzen kann man sagen, dass das Bild was in der Öffentlichkeit über die
Wissenschaften im Mittelalter und im Speziellen der Alchemie besteht, sehr verzerrt
und unvollständig ist. Die Wissenschaften sind im Mittelalter bei weitem
nicht so zurückgeblieben wie es die Lage der Wissenschaften im Europa der
Zeit vermuten lassen. Die Arbeitsweisen und Fragestellungen waren den
modernen nicht unähnlich und auch heute können innerhalb der
Naturwissenschaften noch übernatürliche Tendenzen erkannt werden. Ein Beispiel dafür
ist die Art wie in einem Labor gesprochen wird, dort ist die Rede davon, dass
die Reaktion keine Lust hat, gerade nicht will oder besonders lebendig ist.
Manche Flüssigkeiten spucken und zischen und bei manchen Reaktionen scheint
Magie im Spiel zu sein, wenn sie bei gleichen Bedingungen, bei der einen
Person zu einem eklig braunen Öl wird, bei einer anderen jedoch zu
wunderschönen weißen Kristallen, die sich bei der nachfolgenden Untersuchung
als die gleiche Substanz herausstellen. Vor lauter Verzweiflung über das
nicht funktionieren von Reaktionen kann es schon mal dazu kommen, dass der
Apparatur oder den Substanzen gut zugeredet oder mit ihnen geschimpft wird,
als hätten sie einen freien Willen. Vor allem sind die
Wissenschaften im Früh- und Hochmittelalter nicht europäisch, da die modernen
Naturwissenschaften jedoch von der frühen europäischen Neuzeit geprägt sind,
wurde sich von diesen Aspekten distanziert. Die Araber waren
Vorreiter im Bezug auf die Wissenschaften und haben viel geleistet. Es kann
abschließend gesagt werden, dass die Wissenschaften im Mittelalter weder
rückständig, okkultistisch noch europäisch waren und, dass ohne die arabischen
Wissenschaften die moderne Wissenschaft nicht die Form hätten, die sie heute
haben, was durch die vielen arabischen Begriffe in unserer Sprache aufgezeigt
wird. |
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4
Literaturverzeichnis
G.
Endress, Der arabische Aristoteles und die Einheit der Wissenschaft im Islam.
In: H. Balmer, B. Glaus (Hg.), Die Blütezeit der arabischen Wissenschaft,
1990, S. 3-39. S.
Hunke, Allahs Sonne über dem Abendland : unser arabisches Erbe, 2001. E.
Mortimer, Chemie : das Basiswissen der Chemie, 1996, S. 3f. E.
Serauky, Im Glanze Allahs: die arabische Kulturwelt und Europa, 2004. W.
M. Watt, Der Einfluss des Islam auf das europäische Mittelalter, 2001. K.
Wulff, Gibt es einen naturwissenschaftlichen Universalismus? : ein
Kulturvergleich zwischen China, Europa und dem Islam, 1998. K.
Wulff, Naturwissenschaften im Kulturvergleich : Europa - Islam – China, 2006. M. Zonta, The
Jewish Mediation in the Transmission of Arabo-Islamic Science and Philosophy
to the latin Middle Ages. Historical
Overview ans Perspectives of Research. In: A. Speer, L. Wegener (Hg.), Wissen
über Grenzen : arabisches Wissen und lateinisches Mittelalter, 2006, S.
89-105. |
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5
Anhang
Alchemie aus E.
Mortimer, Chemie : das Basiswissen der Chemie, 1996, S. 3f. Alchemie (300 vor
bis 1650 nach Christus). Aus den Zusammentreffen der griechischen Philosophie
und den Handwerkskünsten Ägyptens erwuchs in Alexandria die Alchemie. Die
alten Alchemisten nutzten die ägyptischen Künste der Stoffverarbeitung, um
die Stofftheorien zu untersuchen. In Büchern aus Alexandria (den ältesten
bekannten Schriften über chemische Themen) finden sich Diagramme chemischer
Apparaturen und Beschreibungen von Laboroperationen wie Destillation und
Kristallisation. Ein dominantes
Interesse der Alchemisten war die Stoffumwandlung der metallischen
Grundstoffe wie Eisen und Blei in das Edelmetall Gold. Sie glaubten, Metalle
könnten durch Veränderung ihrer Eigenschaften (vor allem der Farbe) verändert
werden. Sie glaubten an die Existenz eines wirkungsvollen Umwandlungsargens,
später Stein der Weisen genannt, welches in kleiner Menge die gewünschten
Veränderungen in Gang setzen würde. Im 7. Jahrhundert
nach Christus eroberten die Araber die Zentren der hellenistischen Kultur in
Ägypten, und die Alchemie ging in ihre Hand über. Die griechischen Texte
wurden ins arabische übersetzt. Die Araber nannten den Stein der Weisen
El-ksir (Elixier). Sie glaubten, damit könne man nicht nur Metalle veredeln,
sondern auch Krankheiten heilen. Das Ziel Gold herzustellen und ein
Lebenselixier zu finden das Menschen unsterblich machen würde, blieb über
Jahrhunderte das Hauptanliegen der Alchemie. Im 12.-13.
Jahrhundert fand durch die Übersetzung arabischer Schriften ins Lateinische
die Alchemie allmählich Einzug in Europa. Die meisten Übersetzungen erfolgten
in Spanien, wo sich die maurische Kultur etabliert hatte.
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Die
Bedeutung des Wissens- und Techniktransfers oder Die Globalisierung
seit dem Mittelalter von Wolfgang Geiger Der
Begriff der Globalisierung wurde Anfang der 1990er Jahre von einem
Fachbegriff zu einem Schlagwort der öffentlichen politischen Debatte und hatte
dort Mitte der 90er Jahre seinen großen Durchbruch als Bezeichnung eines
neuen Phänomens. Doch auch schon seit der Kolonialzeit gab es eine Weltgeschichte als weltweite
ökonomische und politische Interdependenz. Und definiert man Globalisierung
etwas großzügiger als gegenseitige Abhängigkeit verschiedener Erdteile
voneinander im Hinblick auf ihre wirtschaftliche, technische und
zivilisatorische Entwicklung, so gab es bereits globale Beziehungen vor der
Globalisierung im heutigen Sinne des Begriffes, und zwar nicht erst als das Resultat der Europäisierung der Welt,
sondern bereits als eine Voraussetzung
dafür. Die
Voraussetzungen für die Entdeckung und „Europäisierung“ der Welt seit Ende
des 15. Jh.s sind nicht alleine in Europa entstanden. Dass der Kompass und
das Schießpulver aus China kamen, ist bekannt – weit weniger jedoch, dass
dies durch arabische Vermittlung erfolgte; doch auch die nautischen
Techniken, die das Überqueren der Ozeane erst ermöglichten, stammten aus
China, die astronomisch-geographischen Kenntnisse für die Navigation waren
wesentlich arabischer Herkunft – und vieles mehr (siehe M1). Dies war möglich
dank eines ausgedehnten interkulturellen Austauschs in Wissenschaft, Technik
und Handel mit dem Orient über den christlich-muslimischen Kontakt in Spanien
sowie über das Mittelmeer. Ohne die arabische Vermittlung hätte es auch keine
„Renaissance“ und Weiterentwicklung des antiken Wissens gegeben, denn im Bereich der Wissenschaften erfolgte diese
„Wiedergeburt“ fast nur durch arabische Übersetzungen. Entscheidend war
jedoch auch die Vermittlung chinesischen und indischen Wissens durch die
Araber sowie ihre eigenen darauf aufbauenden Leistungen. Die Entdeckung und
Eroberung der Welt durch die Europäer – und mehr noch: die Entstehung der Moderne
– hingen bereits von dieser Globalisierung des Wissens als Voraussetzung ab. Oft
wird der Kolonialismus auf den Kapitalismus zurückgeführt, für die jüngere
Epoche mag diese Kausalität ja zutreffend sein, historisch ist sie es nicht.
Das erfolgreiche Bemühen einiger von Marx inspirierter Historiker oder
Soziologen, die Renaissance und das Zeitalter der Entdeckungen und
Eroberungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung als
„Frühkapitalismus“ zu definieren, übersah die treffende Schlussfolgerung von
Marx aus seiner Analyse des Kapitalismus, dass dessen Voraussetzungen
vorkapitalistisch sein mussten. Die „ursprüngliche Akkumulation“ des
Kapitals, das dann in die Industrialisierung investiert werden konnte,
vollzog sich durch Gewinne aus dem Handel und maßgeblich dem Kolonialhandel,
dessen einträglichste Komponente der Sklavenhandel war. Nicht der
„kapitalistische Geist“ des sog. Frühkapitalismus führte zum Kolonialismus,
sondern der Kolonialismus war Voraussetzung für die Entstehung des
Kapitalismus im Zusammenhang mit der industriellen Revolution. Gewinnstreben
alleine, an dem es den Conquistadoren und den ihnen nachfolgenden
Handelsunternehmern gewiss nicht mangelte, macht noch keinen Kapitalismus.
Die pauschale Verwendung des Begriffs relativiert und verfälscht daher die
wirtschaftliche Revolution, die der Kapitalismus im 18.-19. Jh. bewirkte,
nämlich nicht nur die Industrialisierung im technischen Sinne, sondern damit
verbunden die weitgehende Befreiung der Wirtschaft von staatlichen und
gesellschaftlichen Zwängen (Merkantilismus, Privilegien, Zunftwesen), also
die freie Marktwirtschaft und zwar mit globalem Anspruch. Wird fortgesetzt… Siehe auch: Wolfgang Geiger: „Interkulturelle
Geschichte und monokulturelles Weltbild“, in: Handlung Kultur Interpretation. Zeitschrift für Sozial- und
Kulturwissenschaften, Universität Hannover, Frankfurt a.M. (Humanities
Online), N°2/2005, S.319-342.
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Übersicht
über den Transfer wissenschaftlich-technischer Kenntnisse aus Nah- und Fernost
im Mittelalter |
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Zusammengestellt
nach zahlreichen Untersuchungen seit den einschlägigen Arbeiten von Joseph
Needham, vgl. u.a. die Zusammenfassung in: J. Block Friedman / K. Mossler
Figg (Hg.): Trade, Travel and
Exploration in the Middle Ages. An Encyclopedia. NY & London 2000.
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